KAY WILSON

K

Eine israelische Widerstandskämpferin

Was sagt Ihnen eigentlich der Name Ahed Tamimi? Ja genau, das kleine blonde Mädchen, liebevoll „Shirley Temper“ genannt. Man kennt sie aus diversen Videos, in denen sie bis zu den Zähnen bewaffnete israelische Soldaten beißt, kratzt, bespuckt, tritt und ins Gesicht schlägt. Momentan befindet sie sich in israelischer Militärhaft, nachdem sie erneut einen Soldaten tätlich angegriffen hatte.

Auf den Facebookseiten von Amnesty International oder Jürgen Todenhöfer & Co. feiert man Ahed Tamimi als Heldin. Sie ist das Vorzeigegesicht, ja, die weibliche Ikone des palästinensischen Widerstands in der Westbank. Weil sie, wohl wissend, dass den Soldaten ihr gegenüber buchstäblich die Hände gebunden sind, den ‚Mut‘ hat, diese vor laufenden Kameras zu provozieren, zu demütigen und zu schlagen.

Aber haben Sie schon einmal von Kay Wilson gehört?

Die jüdische Britin Kay Wilson war 1991 nach Israel ausgewandert, kurz vor Ausbruch des Kriegs gegen den Irak, ehe die Scuds kamen. Sie arbeitete in Israel zunächst als Cartoonistin und Jazzpianistin, entschied sich aber später dafür, als Reiseführerin tätig zu werden.

Am 18. Dezember führte sie ihre amerikanischen Freundin Kristine Luken, die sie in Israel besucht hatte, durch die Mata-Wälder westlich von Jerusalem, als sie von zwei arabischen Männern angegriffen wurden, die sie zunächst überwältigten und ihnen den Schmuck abnahmen. Kay Wilson hatte an ihrer Kette einen Davidstern getragen. Die Männer ließen sie nicht laufen. Also versuchte Kay Wilson sie davon zu überzeugen, dass sie Teil einer größeren Reisegruppe wären, welche sicherlich bald zurückkehren würde. Nachdem man sie etwa eine halbe Stunde mit einem langen Messer bedroht hatte, mussten sie die Schuhe ausziehen, sie wurden geknebelt und ihre Hände hinter ihrem Rücken gefesselt. Sie mussten niederknien, und dann stachen die Männer zu. Zuerst musste Kay Wilson mit ansehen, wie ihre Freundin vor ihren Augen mit einer Machete regelrecht geschlachtet wurde. Danach schlug man insgesamt 13 Mal mit dieser auf sie ein – und ging.

Wilson erlitt mehrere Rippenbrüche, eine kollabierte Lunge, ein kollabiertes Zwerchfell und die Schulter wurde ihr ausgekugelt. Sie hatte zuvor mitangesehen, wie ihre Freundin quasi hingerichtet worden war, konnte die letzten qualvollen Momente ihres blutigen Gurgelns hören, bevor ihre Atmung endlich vollends aussetzte. In einem späteren Interview mit der Jerusalem Post fasst sie ihre Gedanken wie folgt zusammen: „Was für eine Vergeudung. Ich bin 46 Jahre alt und ich werde umgebracht“.

Doch sie kämpfte dagegen an und stellte sich tot, als die Männer nach einigen Minuten zurückkehrten, um sich zu vergewissern, dass die beiden Frauen auch wirklich nicht mehr am Leben waren. Zur Sicherheit stieß einer von ihnen Kay Wilson letztmalig ein Messer in die Brust. Dann gingen die Männer und ließen die beiden Frauen in ihren Blutlachen im Wald liegen.

Aber Kay Wilson ist eine Widerstandskämpferin.

Sie kämpfte und widerstand dem Tod und schaffte es nach einiger Zeit – barfuß und immer noch gefesselt, kaum atmend und überall blutend – sich über einen Kilometer zu einem Parkplatz zu schleppen, von wo aus Anwesende den Rettungsdienst riefen.

Bis heute leidet Kay Wilson unter Albträumen und Schmerzen. Es hat zudem auch lange gedauert, bis sie bereit war, ihre Geschichte in der Öffentlichkeit zu erzählen oder gar ihre Narben zu zeigen.

Aber Kay Wilson ist eine Widerstandskämpferin.

Sie kämpfte und widerstand ihrer Scham, ihren Ängsten und ihren Schmerzen und setzt sich heute unter anderem für dir Rechte von Terroropfern ein, spricht zu Themen wie Menschenrechten für StandWithUs, schreibt für The Times of Israel.

Sie war es auch, die in britischen Medien mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass die Männer, die sie attackiert hatten, nachdem sie gefasst und zu langen Haftstrafen verurteilt worden waren, seitens der Palästinensischen Autonomiebehörde jeden Monat für ihre Haft ein „Gehalt“ in Höhe von 750£ erhielten und weiterhin erhalten, finanziert unter anderem von Geldern aus Großbritannien.

Kay Wilson hätte jedes Recht, in Selbstmitleid und Hass zu schwelgen. Aber sie ist eine Widerstandskämpferin.

Bei jeder Gelegenheit gibt sie zum Ausdruck, dass Frieden der einzige Weg zu einer dauerhaften Lösung sein kann. Sie spricht vor Juden, Christen und Muslimen. Als der junge und sehr öffentlich pro-israelische Araber Moahammed Zoabi (ein entfernter Verwandter der israelischen Knessetabgeordneten Hanin Zoabi) nach seiner öffentlichen Bekundung im Netz, ein stolzer Israeli und Zionist zu sein, aufgrund von sehr konkreten Drohungen aus der arabischen Gemeinschaft untertauchen musste, war es Kay Wilson, die ihn in ihrer Wohnung aufnahm und versteckte, bis seine Ausreise in die USA organisiert werden konnte.

Kay Wilson ist eine Frau, die sich und die Welt hätte aufgeben können. Und die das auch oft genug wollte. Aber diesem Drang hat sie widerstanden. Über Ahed Tamimi kann man unterschiedlicher Ansicht sein.

Aber Kay Wilson ist eine Widerstandskämpferin.

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Über den Autor / die Autorin

Alexandra Margalith

Alexandra Margalith hat in München Rechtswissenschaften studiert, ist in Israel als Anwältin und Notarin zugelassen und hat sich in einer Kanzlei in Tel-Aviv mehr als 13 Jahre intensiv mit deutsch-israelischen Wirtschafts- und Rechtsbeziehungen befasst, davon 7 Jahre als Partnerin. Sie befasst sich intensiv mit dem Nahostkonflikt und dem Antisemitismus in Europa, lange vor dem Holocaust bis heute, und verfolgt dazu die hebräische, deutsche, englisch- und französischsprachige Presse.
Seit 2012 lebt Frau Margalith aus beruflichen Gründen mit ihrem Mann in Irland.

2 comments

  • Kate Wilson herself: »When a psychopath Islamist butchered me with his machete, he did it with such force that his blows snapped my ribs and shattered more than thirty bones. His only emotion was exasperation: he was “peeved” that a serrated blade was not the ideal tool, because it kept wedging itself into bone, making it “tricky” to tug it out without my blood spurting out over his clothes. They hacked without fury. Murder was a nonchalant, everyday affair, as mundane as the cigarette they smoked after wiping our blood from their knives.

    These cold-blooded Palestinian psychopaths who held a machete in one hand and a Marlboro in the other, are exactly the same sort of Islamist maniacs who murdered the innocents in Paris. They are sons of Evil, dead in their souls and unreceptive and impervious to the noble morals of Westerners who refuse to hate.«

    http://blogs.timesofisrael.com/the-rage-less-traveled/

  • Ja, ich habe schon von Kay Wilson gehört, auch davon, was alles ihr widerfahren ist. Eine großartige, eine fantastische Person! Ob ich nach solch schrecklichen (<das ist nur ein Wort) Erlebnissen zu einer solchen versöhnlichen Haltung fähig wäre… nicht wahrscheinlich. Dabei bin ich ein friedlicher Mensch, auch nicht rachsüchtig. Nur, was zu viel ist, ist zu viel.
    lg
    Alma Ruth